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Rückblick auf das Feuerwehrjahrzehnt 2000 bis 2009

Am 31. Dezember geht ein Jahrzehnt zu Ende. Das vorherige hatte den einprägenden Namen „die Neunziger“, das jetzige verabschiedet sich namenlos (der englische Sprachraum hat das Kunstwort „Noughties“ verwendet, was man schlampig auf Deutsch als „Nullziger“ übersetzen könnte).

Gelegenheit, auch Rückschau auf ein „Feuerwehrjahrzehnt in Laufach“ zu halten:

Es begann am 1.1.2000 mit Einsatzdienst: wir erinnern uns an die Alarmbereitschaftswachen der Rettungsdienste zum Jahrtausendwechsel - als wegen den „Millenium Bugs“ alle möglichen Szenarien vom Ausfall der Stromversorgung bis zum Absturz von Flugzeugen vorhergesagt wurden. Nichts davon ist eingetreten, von Kaffeemaschinen, die sich nicht mehr auf die morgendliche Startzeit programmieren ließen, mal abgesehen.

Überhaupt hat im Bereich der Informationstechnologie (IT) das Jahrzehnt an der Feuerwehr sicher die deutlichsten Spuren hinterlassen:

Das Internet ist die Informationsquelle Nummer 1 geworden – mit EPS-WEB werden sogar die Einsatztagebücher künftig als web-basierende Datenbank geführt. Zentnerschwere Handbücher mit Gefahrgutinformationen, Einsatzleiterhandbücher, all das passt auf Laptops oder sogar auf PDAs. Das Fax wird immer seltener benutzt. 
Jeder Deutsche hat nun im Schnitt 1,3 Handys: mit dem positiven Nebeneffekt, dass alle Mitarbeiter direkt erreicht werden können und die Einsatzstellenkommunikation um einen „nichtöffentlichen“ Kanal erweitert wurde, und mit dem Nachteil, dass immer mehr Notrufe unpräzise abgesetzt werden („ich fahr grad durch Laufach und da oben am Berg brennt was...nein ich weiß nicht wie der Berg heißt.....nein ich weiß nicht ob das Menschen sind, das ist zu weit weg...“)
Trotz der stürmischen Entwicklung im Bereich IT hat kurioserweise das abgelaufenen Jahrzehnt erneut keine Verbesserung im Bereich Funk und Alarmierung gebracht – der 50 Jahre alte Analogfunk blieb erhalten, der viel gepriesene Digitalfunk wurde zwar vollmundig für die Fußball-WM 2006 angekündigt, wird aber bestenfalls im nächsten Jahrzehnt kommen....

In den vergangenen zehn Jahre haben die Feuerwehren im Allgemeinen, die Feuerwehr Laufach im Speziellen einen beachtenswerten Strukturwandel erfahren: Aus 75 Freiwilligen Feuerwehren zum 31.12.1999 im Landkreis Aschaffenburg sind zum Jahreswechsel 2009/2010 noch 64 Wehren geworden: In vielen Gemeinden haben sich Feuerwehren zusammengeschlossen – in Bessenbach, Haibach, Mömbris, Johannesberg und nicht zuletzt auch in Laufach zur FEUERWEHR Gemeinde Laufach. 
Die Fusion wurde in Laufach zum Ende der neunziger Jahre angefangen, und im Jahr 2004 abgeschlossen. Rückblickend ein absolut richtiger Schritt. Diese Entwicklung und generell das Feuerwehrwesen in Laufach im vergangenen Jahrzehnt wurde maßgeblich geprägt von Albrecht Geis II, dem Kommandanten der Laufacher Wehr von 1989 bis 2008.

Zu den Fahrzeugen: Auffällig ist sicherlich, dass die „Nullziger“ keine nennenswerte quantitative Erweiterung des Fuhrparks brachten – zum 31. 12.1999 gab es in der Gemeinde Laufach acht Feuerwehrfahrzeuge, heute sind es neun. 
Auffällig ist da eher die „Qualitative Erweiterung“. mit RW2, MZF, TLF 8/18, HLF 20/16, MTW wurden fünf taktisch sehr vielseitige Fahrzeuge in Dienst gestellt – und wesentlich einfachere Fahrzeuge wie die beiden TSF oder das LF 16 auf das Altenteil geschoben.
Nennenswert ist sicherlich, dass die FGL im Jahr 2006 den Dienst „Unterstützungsgruppe Örtlicher Einsatzleiter (UG-ÖEL) an die Feuerwehr Glattbach abgab – ein Tribut an die gestiegenen Einsatzzahlen und Ausbildungsbelastung in Verbindung mit der Reduzierung des allgemeinen Wehrdienstes. Beides und das veraltete Fahrzeug machte es zuletzt schwierig, geeignete und motivierte Mitarbeiter für diesen ausbildungsintensiven Zusatzdienst zu finden. 

Die von den Feuerwehrdienstleistenden zu beherrschende Technik wird immer vielfältiger: im vergangenen Jahrzehnt würden zahlreiche neue Geräte eingeführt. Sehr oft waren es neue oder verbesserte Ausführungen von bestehenden Geräten, manchmal jedoch auch Bahn brechende neue Entwicklungen. Hier ist zuallererst (in Hinblick auf Kaufpreis und Einsatzwert) sicher die 2004 beschaffte Wärmebildkamera zu nennen. 

Eine (sicher nicht vollständige) Liste der „großen Brocken“:
2000 Lichtmastanhänger
2002 Defibrillator
2003 Hochwasserpumpe Chiemsee
2004 Powermoon-Beleuchtungssätze
2007 Schnelleinsatzzelt, 
2007 neue hydraulische Rettungssätze
2007 mobiler Rauchverschluss
2008 neue Atemschutzüberwachung
2009 Toughbook für Einsatzleitung
2009 Ersatzbeschaffung Chemikalien-Vollschutzanzüge
2009 Notstromaggregat für Rathaus und Gerätehaus
Nicht vergessen soll an dieser Stelle die neue persönliche Schutzausrüstung werden – Der Beginn der „Nullziger“ wurde noch mit den schwarzen Schurwollanzügen erlebt – seit Februar 2009 werden die Einsätze mit roten Fireliner-Anzügen gefahren. 

Der Personalstamm ist im vergangenen Jahrzehnt zurückgegangen. Zum Jahreswechsel 1999/2000 gab es 108 aktive Mitarbeiter – damals noch in drei Feuerwehren. Heute sind es 80 Aktive. Dies ist nominell ein Rückgang um 25 Prozent. Der Grund sind die heutzutage deutlich höheren Anforderungen an die Feuerwehrdienstleistenden: Viele ältere Kameraden aus den Ortsteilen von 2000 machten den „Sprung“ zur großen Feuerwehr im Rahmen der Fusion nicht mehr mit.
In einem Feuerwehrjahrzehnt tauscht sich ein gutes Drittel des Personals aus. Es schieden etwa 55 Mitarbeiter durch Erreichen der Dienstaltersgrenze, durch Wegzug oder durch Verlust an Interesse aus der aktiven Mannschaft aus. Etwa 30 Mitarbeiter rückten aus der Jugend nach oder kamen als Quereinsteiger (zum Bespiel durch Zuzug nach Laufach ) hinzu.

Gestiegen ist der Aufwand im Bereich Ausbildung: Im Jahr 2000 wurden von damals 59 Aktiven und Jugendlichen in der Feuerwehr Laufach 780 Ausbildungsstunden geleistet – ein Durchschnitt von 13,2 Stunden pro Person. Im abgelaufenen Jahr 2009 waren es nun für 80 Aktive und 25 Jugendliche in der FEUERWEHR Gemeinde Laufach 1965 Stunden, also 18,7 Stunden pro Mann/Frau. Noch gar nicht eingerechnet sind hier externe Lehrgänge und Fortbildungen. 

Mit dem Wechsel an der Führungsspitze der FEUERWEHR Gemeinde Laufach im Jahr 2008 wurde der Mensch definitiv wieder in den Vordergrund des Tun und Handelns gerückt. Es wird ein starker Augenmerk auf die Ausbildung im zugegeben gefährlichsten Bereich unseres Einsatzgeschehens, dem Atemschutzeinsatz gelegt.
Dies geschieht zum großen Teil durch den „Einkauf“ von Ausbildungseinheiten bei externen Anbietern (stellvertretend sei hier die Fa. FeuReX genannt) um unser kostbarstes Gut, das Personal, auf diese Situationen vorzubereiten.
Denn einen Feuerwehrmann zu gewinnen dauert in der Regel Jahre wenn nicht Jahrzehnte, in zu verlieren hingegen kann innerhalb einer Sekunde geschehen.


Personal und Ausbildung, Fahrzeuge, Geräte – das alles nicht zum Selbstzweck, sondern um Einsätze zu leisten: zu über 1.700 Einsätze wurde die FEUERWEHR Gemeinde Laufach in zehn Jahren gerufen. 579 Alarme davon waren First-Responder-Einsätze. In den Jahren 2004, 2007 und 2008 sorgten Wetterkapriolen (Orkane wie „Kyrill“ oder „Emma“) für Spitzenwerte. 

Einsatzzahlen (bis 2001 nur Feuerwehr Laufach):

2000 163 . 2005 110
2001 141 . 2006 133
2002 160 . 2007 200
. 2003 126 2008 281
. 2004 194 2009 198


Generell zeichnet sich eine Tendenz hin zu mehr „Bagatelleinsätze“ ab. Von den 1.700 Einsätzen waren gerade mal 156 Brandeinsätze, hingegen waren es allein 210 Ölspuren.


Im Bereich der Gerätehäuser war das abgelaufenen Jahrzehnt „ruhig“. Seit dem Neuanstrich des Laufacher Gerätehauses im Jahr 2000 ist wenig passiert, von Unterhaltsarbeiten oder Renovierungen durch die Feuerwehrvereine abgesehen (z.B. Renovierung und Neumöblierung der Laufacher Floriansstube 2008). Die Neugestaltung des Außenbereichs des Laufacher Gerätehauses und die Alarmparkplätze im Jahr 2009 war Folge des Bau des Verkehrskreisels am Rathaus. 

Erweiterungsbedarf wird bereits seit 1986 vorgebracht. Mit dem massiven Anstieg der Energiekosten der letzten beiden Jahre wird nun der Handlungsbedarf immer deutlicher. 
Daher hat die Gemeinde Ausgaben zur Sanierung und Erweiterung des Laufacher Gerätehauses in die mittelfristige Haushaltsplanung aufgenommen. Das nächste Jahrzehnt wird daher sicherlich Veränderungen bringen. 


Was wird wohl das nächste Jahrzehnt bringen? Prognosen in die Zukunft sind immer heikel. So gab es um 1870 in London eine Prognose, die auf ernsthaften Berechnungen beruhte: Mit dem zunehmenden Droschkenverkehr werden die Strassen von London noch vor 1900 einen halben Meter hoch mit Pferdemist belegt und unpassierbar sein. Dies hat rein rechnerisch gestimmt, aber dann kam das Auto — und alles kam anders.....

Einige Vorhersagen für die FEUERWEHR Gemeinde Laufach auf Basis von Fakten sind aber durchaus möglich:

Der Personalstand wird aufgrund der demoskopischen Veränderung weiter zurückgehen – von derzeit etwa 80 Aktiven auf (je nach Rechenmodell) nur noch 60 bis 70 Aktive im Jahr 2020. Dem Personalschwund wird eine weiter intensivierte Jugendarbeit und durch eine vorgeschaltete Kindergruppe begegnet werden müssen.
Die Konsequenz aus diesem Rückgang: auch bei gleich bleibenden Einsatzzahlen (und wer glaubt schon daran) eine höhere Einsatzbelastung pro Dienstleistender. Wiederum als Konsequenz gilt es das Personal noch mehr „zu hegen und zu pflegen“...

Die Anzahl der Fahrzeuge wird eher abnehmen, sie werden jedoch technisch noch weiter aufgerüstet und vielseitiger werden (und damit auch teurer werden), um dem Personalschwund Paroli zu bieten.

Mit Sicherheit wird bis 2020 das Thema „Feuerwehrhaus Laufach“ einen großen Schwerpunkt einnehmen, und auch (ungesehen ob es Sanierung, Erweiterung oder gar Abriss und Neubau sein wird) viel Arbeit für Führung und Mannschaft bringen. 

Der Digitalfunk (wenn er denn planmäßig kommt) wird vor allem in den Jahren 2012 bis 2015 der Gemeinde eine zusätzliche Kostenbelastung bringen.

Es bleibt spannend..

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